Stellungnahme

Dr. Mahret Ifeoma Kupka hat am 13.07.2019 auf Einladung der Organisator_innen der Studierendenkonferenz an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz über postkoloniale Perspektiven im musealen Kontext berichtet und dabei auch die US-amerikanische Ausstellung „Contemporary Muslim Fashion“ vorgestellt, die gegenwärtig im Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt zu sehen ist und von Frau Kupka in Deutschland betreut wird. Die Vorgänge um den Vortrag haben in den sozialen Medien eine breite Diskussion ausgelöst, bei der aus unterschiedlichen Richtungen falsche Behauptungen verbreitet worden sind. Die Organisator_innen möchten deshalb hierzu Stellung nehmen.

1. Vor dem Vortrag haben sich sechs bis acht Personen vor dem Seminarraum versammelt, um Kritik an der Ausstellung und Einladung Frau Kupkas zu der Konferenz zu üben. Dazu haben sie einige Plakate/Transparente und Flyer mitgebracht. Unsere Konferenz hat sich in den gesamten drei Tagen für kritische Positionen eingesetzt. Um eine störungsfreie und auch für die Referentin rücksichtsvolle Veranstaltung zu gewährleisten, haben die Organisator_innen nach einem Gespräch mit den Kritiker_innen auf einen respektvollen und sachlichen Umgang bestanden und dabei die Mitnahme der Plakate untersagt, da durch sie eine Polemisierung der Diskussion zu erwarten gewesen wäre. An diese Absprache haben sich die Kritiker_innen zunächst nicht gehalten. Im Gegensatz zu der auf den sozialen Netzwerken verbreiteten Behauptung, hatten die Kritiker_innen die Möglichkeit, sich und ihre Meinung während der abschließenden Diskussion in der Veranstaltung frei äußern zu können. Auch nach dem Ende der Veranstaltung konnten sie mit den Organisator_innen und der Referentin diskutieren und die mitgebrachten Flyer an Teilnehmer_innen austeilen. Als diese Diskussion unsachlich und polemisch wurde, hat sie die Referentin abgebrochen. Die Organisator_innen haben niemandem den Raum überlassen und ihn auch niemandem verwehrt!

2. Der Vortrag von Dr. Mahret Ifeoma Kupka hat differenziert und durchaus auch kritisch die aus den USA übernommene Ausstellung präsentiert. Es liegt ein Audiomittschnitt des Vortrags vor, den die Organisator_innen öffentlich machen werden. Jede_r wird sich also selbst einen Eindruck von dem Vortrag machen können. Im Vortrag und der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass das sogenannte Kopftuch (das in der Ausstellung 25 Prozent der Frauen tragen) ein mehrdeutiges Zeichen ist und eine singuläre und reduktionistische Deutung ausschließlich als ein Unterdrückungssymbol des Islams dem historischen, gesellschaftlichen und individuellen Kontext nicht gerecht wird und (als antimuslimische Projektionsfläche) weitere Ressentiments gegen in Deutschland lebende Muslimas schürt, deren strukturelle Diskriminierung dadurch weiterhin konsolidiert wird. Hierzu empfehlen die Organisator_innen die informative Lektüre der Beiträge des Begleitheftes zur Ausstellung (etwa dem Aufsatz von Ismahan Wayah). Die Referentin selbst ging auch auf die iranische Aktivistin Vida Movahed ein, die gegen den Bedeckungszwang für Frauen im Iran protestierte und deshalb verhaftet wurde. Erst nach weltweiten Protesten wurde sie freigelassen.

3. Die Organisator_innen plädieren deshalb für eine differenzierte Auseinandersetzung mit der Thematik wie den genauen Ablauf der Veranstaltung und positionieren sich dabei gegen eine binäre (unterkomplexe) Denkweise.

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