Programm

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Donnerstag, 11.07.

Univ.-Prof. Dr. Nikita Dhawan
Can Non-Europeans Philosophize
10:00-11:45
I Saal des ZGV I Vortrag

Given that the normative idea of philosophy, as defined during the Enlightenment, continues to delegitimize non-European perspectives, the integration of previously marginalized knowledges into the philosophical canon is insufficient; rather, in order to desubalternize non-Western epistemologies, it is imperative to undo the uneven distribution of epistemic agency globally. Drawing on Gayatri Spivak's ideas of transnational literacy and planetary ethics, my talk will focus on the contribution of postcolonial-feminist critique in imagining postimperial philosophy in a global age.

Univ.-Prof. Dr. Nikita Dhawan
Die affirmative Sabotage der Aufklärung
12:30-14:00
I Saal des ZGV I Workshop

Anstatt auf eine historische Ära oder ein geographisches Gebiet beschränkt zu sein, überdauert das intellektuelle und politische Erbe der Aufklärung bis in unsere Zeit. Allerdings hat das Versprechen, Freiheit durch den Gebrauch der Vernunft zu erreichen, ironischerweise zu einer Beherrschung durch die Vernunft selbst geführt. Im Zuge des Fortschritts und der Emanzipation hat die Aufklärung auch Kolonialismus, Sklaverei, Genozide und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gebracht. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit den widersprüchlichen Konsequenzen der Aufklärung für die postkoloniale Welt.
Anmeldung zum Workshop: studierendenkonferenz2019.whk@students.uni-mainz.de

Univ.-Prof. Dr. Gudrun Hentges
Schattenseiten der Aufklärung. Antijudaismus und Antisemitismus in der Philosophie von Kant, Fichte und Hegel
14:30-16:00
I Saal des ZGV I Vortrag

Die Aufklärung ist angetreten mit der Forderung nach Gleichheit aller Menschen. Die Schriften der Philosophen der Aufklärung enthalten jedoch eine doppelte Botschaft: auf abstrakter Ebene treten sie ein für das Postulat der Gleichheit aller Menschen, auf konkreter Ebene begründen sie auf vielfältige Weise Ungleichheiten und Ungleichwertigkeiten zwischen Menschen unterschiedlicher Religion und Hautfarbe und unterschiedlichen Geschlechts. So werden sie zu Apologeten der Ungleichheit zwischen Christentum und Judentum, Europäern und sog. Wilden, Frauen und Männern. Der Vortrag befasst sich mit dem Antijudaismus und Antisemitismus der Aufklärung des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts und thematisiert somit das Spannungsverhältnis zwischen Universalismus und Partikularismus. Rassismus und Antisemitismus sind nicht vormoderne Überbleibsel, sondern Teil des Projekts der Moderne.

JProf Dr. Armina Omerika
Sind Orient und Okzident zu trennen? Ein Blick in die Entwicklungsgeschichte zweier umstrittener Kategorien
18:00-19:30
I GFG 02-761 I Vortrag

Öffentliche, politische und z. T. auch wissenschaftliche Diskurse über das Verhältnis zwischen Europa und Islam operieren häufig in dichotomen Strukturen, in denen sowohl "Europa“ als auch "der Islam“ als klar abgrenzbare Entitäten gerahmt werden. Diesen dichotomen Darstellungen und Konstruktionen, samt der ihnen innewohnenden reduktionistischen und essentialistischen Dimensionen, liegt eine lange und komplexe Entwicklungsgeschichte zugrunde. Sie schöpfen sich aus einem reichhaltigen und historisch gewachsenen symbolischen und begrifflichen Repertoire, das sich einerseits an die Konstrukte "Orient–Okzident“ bzw. "Ost–West“ anlehnt, andererseits dem Paradigma einer Konfliktgeschichte bzw. des Kulturkonflikts verhaftet bleibt. Der Vortrag geht auf die ideengeschichtlichen Entwicklungen ein und stellt die Frage nach der Tragfähigkeit und Angemessenheit dieser Konstrukte.

Freitag, 12.07.

Furat Abdulle, B.Ed.
Zur Genese des Begriffs "Rasse" im anthropologischen Diskurs der Aufklärung nach Annette Barkhaus
10:00-11:30
I Saal des ZGV I Vortrag

Noch heute wird die Epoche der Aufklärung ausschließlich als bürgerliches Emanzipationsprojekt gedeutet, in der die Vernunft als kritische Instanz präsentiert wird. Doch die vernunftbezogenen Versuche einer Neubestimmung des Menschen begründet sich in einer naturalisierenden und hierarchisierenden Form der Unterscheidung von Menschengruppen in Abgrenzung zu einer “spezifisch europäisch-neuzeitlichen Identität” (Anette Barkhaus). Somit lässt sich fragen, inwiefern eine “neuzeitliche Subjektivität” verbunden mit der Genese des Begriffs “Rasse” in entscheidenden anthropologischen Untersuchungen von Buffon, Blumenbach und Kant konstruiert wird.

Dehom Melissa Pereira Gnassingbe, B.A.
Aufarbeitung längst geschehen? Postkoloniale Blicke auf die Ethnologie
10:00-11:30
I Saal des ZGV I Vortrag

Vor allem gegen Ende des 20. Jahrhunderts durchlief die Ethnologie eine mehrfache "Krise“, die u.a. durch diverse Debatten um ihre fachgeschichtliche Verstrickung in den Kolonialismus ausgelöst wurde. Kritische Stimmen wurden laut und leisteten einen bedeutenden konsensualen Beitrag für die Selbstreflexion des Fachs. Bei der Frage um die kolonialen Kontinuitäten der ethnologischen Wissenschaft gehen die Meinungen allerdings auseinander. Aus postkolonialer Perspektive befasst sich die Referent*in mit den Aspekten ihrer Aufarbeitung.

Daniela Kahnh Duyen Tran
Intersektionalität – asiatisch, queer und krank
11:45-13:15
I Saal des ZGV I Vortrag

Der Vortrag ist ein Versuch, das Konzept "Intersektionalität" näher zu bringen und dessen Komplexität anhand von konkreten Lebensrealitäten aufzuzeigen. Wie sind verschiedene Diskriminierungsformen miteinander verwoben und was bedeutet dies für die Lebensrealität? Die Referent_in thematisiert vor allem die Intersektionen race, gender/sexuality und disability aus einer asiatisch, queeren und chronisch kranken Perspektive. In Bezug auf das Thema der Konferenz soll der Vortrag hervorheben warum Intersektionalität für eine Überwindung des Eurozentrismus ein relevantes Konzept darstellt.

Eric Otieno, M.A.
After Eurocentrism: Die Zukunft des Wissens
11:45-13:15
I Saal des ZGV I Vortrag

Seit knapp drei Jahrzehnten wird der Eurozentrismus der Wissenschaft in sämtlichen Disziplinen kritisiert. Vor allem die Postkolonialen Studien haben den Versuch unternommen, Europäische Perspektiven in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften zu dekonstruieren und zu dezentrieren. Der Vortrag fragt nach den Konsequenzen dieser Entwicklungen für die Zukunft der Wissensbeschaffung, Wissensverwaltung und Wissensverwertung angesichts tradierter globaler Ökonomien des Wissens. Wie sähe eine Zukunft des Wissens – jenseits von Eurozentrismus – aus?

Malte Kleinschmidt, M. A.
Eurozentrismus verlernen! Philosophische und didaktische Überlegungen zur Dekolonisierung von hegemonialen Denkweisen
14:00-15:30
I GFG 02-607 I Vortrag

In unserer postkolonialen Welt prägen immer noch eurozentrische Denkvoraussetzungen alltägliche und wissenschaftliche Vorstellungen und Theorien. Diese Voraussetzungen gehen auf eine lange Tradition kolonialer Wissensproduktion zurück, in der nicht zuletzt auch die Ideen der sogenannten europäischen Aufklärung eine zentrale Rolle spielen. Ausgehend von einem Blick in diese Tradition wird sich der Vortrag der Frage zuwenden, wie Lernende heute mit diesem postkolonialen Erbe umgehen und welche kolonialen und dekolonialen Denkweisen sich hier empirisch vorfinden lassen.

JProf Dr. Constantin Wagner / Dr. Yalız Akbaba
Wissen dekolonisieren – ein erziehungswissenschaftlicher Beitrag
16:00-18:00
I GFG 02-607 I Workshop

Eurozentrismus in Wissenschaft und Lehre betrifft auch erziehungswissenschaftliche Felder wie Schulpädagogik und Soziale Arbeit. So wird etwa Migration weitgehend als Problem gerahmt, statt die Migrationsgesellschaft als soziale und historische Grundstruktur und damit als Normalität zu begreifen.
Im Workshop wollen wir ‚mehrheits’gesellschaftliche Perspektiven der Erziehungswissenschaft und die Mechanismen ihrer Wissensproduktion hinterfragen. Ein Input und eine Übung sollen dazu inspirieren, mit dem Blick weg von einer vermeintlichen Mehrheit hin zu marginalisierten Räumen, die Möglichkeiten einer dekolonisierenden Wissensproduktion auszuloten.
Anmeldung zum Workshop: studierendenkonferenz2019.whk@students.uni-mainz.de

Simone Nowicki, B.A.
Revision (D 2012, Philip Scheffner)
19:00
I Medienhaus Wallstraße 11 I FILM

Ende Juni 1992 fanden Erntearbeiter zwei Männer, der eine tot, der andere vielleicht nur tödlich verwundet, auf einem Getreidefeld in Vorpommern. Wenige Stunden zuvor waren die beiden rumänischen Roma, die offenbar in einer Gruppe gerade illegal die polnisch-deutsche Grenze überquert hatten, im Morgengrauen von zwei deutschen Jagdtouristen angeblich für Wildschweine gehalten und erschossen worden. Das Deutsche Gerichtsurteil: Fahrlässige Tötung, dennoch Freispruch. 19 Jahre danach ermittelt der Regisseur Philip Scheffner für seine filmische "Revision" erneut in der Sache. Denn die Toten waren nur zwei von fast 18 000 Menschen, die zwischen 1988 und 2011 an den Grenzen zur EU starben, bei dem Versuch, sich unerlaubt Zutritt zu verschaffen.

Samstag, 13.07.

Christopher A. Nixon, M. A.
Postkoloniale Ästhetik
10:00-11:00
I GFG 01-721 I Vortrag

Die philosophische Ästhetik hat dazu beigetragen, dass sich die westliche (lineare) Fortschrittsgeschichte und rassialisierte Klassifikation des Menschen konsolidieren konnten, die Herrschaftsverhältnisse und Arbeitsdistribution in den Kolonien legitimieren halfen. Sie konstituierte einen Eurozentrismus mit, dessen Wahrnehmungsweise, Wissensform und mutmaßlich universelle Rationalität heute noch wirksam sind und eine bestimmte (hegemoniale) Aufteilung des Sichtbaren und Unsichtbaren erzeugen. In dem Referat soll es nicht allein um eine (selbst )kritische Aufarbeitung und die Dekolonisierung des ästhetiktheoretischen Kanons gehen. Ich möchte überdies beispielhaft zeigen, welche neuen Impulse uns eine postkoloniale Ästhetik im Anschluss an Th. W. Adorno liefern kann.

Prof. Dr. Carmen Mörsch
Trapped in History: Gallery Education, Coloniality, Patriarchy and White Femininity
11:00-12:30
I GFG 01-721 I Vortrag

The lecture will sketch different historical and geographical situations in which white middle-class Anglophone women made use of art education as a space for visibility and for liberation from rigid moral regimes. From very early on art education and later Museum- and Gallery Education has been one of few fields of practice where white women, otherwise excluded from the bourgeois public realm in a patriarchal society, found a possibility to act and behave as legitimate citizens. The construction of inferior, classist and racialized Otherness thereby appears as a recurring discursive practice to justify this place in the public realm.

Dr. Mahret Ifeoma Kupka
Contemporary Muslim Fashion. Wie kommt eine postkoloniale Perspektive ins Museum?
12:30-13:30
I GFG 01-721 I Vortrag

Im Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt findet derzeit die Ausstellung „Contemporary Muslim Fashion“ statt, die schon in San Francisco und nun in Deutschland viel diskutiert und kritisiert wurde. Die Kuratorin Dr. Mahret Ifeoma Kupka hat zusammen mit dem Direktor des Museums Prof. Matthias Wagner K die Ausstellung in Frankfurt koordiniert und wird an diesem Beispiel praxisnah zeigen, wie aus ihrer Sicht die Musealisierung und Repräsentation postkolonialer Perspektiven gelingen können und auf welche Schwierigkeiten und Widerstände sie dabei stieß.

Call to action / Offenes Arbeitstreffen
14:30-16:00
I GFG 01-721

Alle ReferentInnen, StudentInnen und DozentInnen sind zu diesem Arbeitstreffen herzlich eingeladen, in dem Kooperationsmöglichkeiten ausgelotet und neue Initiativen besprochen werden können, damit die Studierendenkonferenz in einem fächerübergreifenden Netzwerk eine nachhaltige Wirkung entfalten kann. Es wird Möglichkeiten zu Diskussion und Erfahrungsaustausch geben. In einem gemeinsamen Positionspapier (Aktionsplan?) sollen die Ergebnisse/Forderungen des Arbeitstreffens außerdem öffentlich gemacht werden.